Nachruf auf Jens-Frieder Mükke

Foto: „Lichtbögen“ by Valokulta


von Dr. med. Ulrich Fincke und Josef Maus

Einen Nachruf auf einen Freund schreiben? Wo fange ich da an?
Jens-Frieder hatte ich vor über 20 Jahren beim Ärzteschachturnier kennengelernt. Ich glaube, es war in Bad Neuenahr. Wir kamen ins Gespräch. Seine Heimatstadt war Naumburg, ich bin in Halle an der Saale geboren und aufgewachsen. Inzwischen lebe ich seit vielen Jahren in Starnberg. Und so wurde bald die Idee geboren, dass sich unsere Schachvereine doch gegenseitig besuchen könnten. Seither fuhr nun eine Starnberger Mannschaft in dem einen Jahr nach Naumburg, im darauffolgenden kam die Naumburger Mannschaft nach Starnberg. Neben dem obligatorischen Vergleichskampf standen die persönlichen Beziehungen im Vordergrund, gab es immer kulturelle und kulinarische Erlebnisse. Aus Begegnungen wurden Freundschaften.
Vor vier Jahren hatte Jens-Frieder dann einen schrecklichen Verkehrsunfall, den er knapp überlebte. Erfreulicherweise kam es zu einer zunehmenden Besserung. So konnte er auch wieder aktiv Schach spielen und am Ärzteschachturnier teilnehmen. Sogar unsere Schachvereine besuchten sich wieder gegenseitig. Zuletzt kamen die Naumburger Ende April dieses Jahres.
Um so fassungsloser war ich jetzt, als ich die Nachricht von Jens-Frieders plötzlichem Tod erhielt, denn über das Schach hinaus war eine langjährige persönliche Freundschaft entstanden. Den Kontakt zum Naumburger Schachverein möchte ich aufrechterhalten und die gegenseitigen Besuche im Andenken an Jens-Frieder fortsetzen.
Dr. Ulrich Fincke

Das erste Jahr, in dem Jens-Frieder Mükke an der Schachmeisterschaft für Ärztinnen und Ärzte teilnahm, war das Jahr 1998. Es war die sechste Meisterschaft in Folge, die zweite in Baden-Baden, und es waren weit mehr als 100 Ärztinnen und Ärzte am Start. Der „Novize“ aus Naumburg (Saale) schaffte es in einem sehr starken Teilnehmerfeld auf Anhieb auf Platz fünf – und damit auf die vordersten Siegerplätze.
Seit diesem fulminanten Einstieg war Jens-Frieder Mükke regelmäßig dabei, wenn auch nicht immer, aber immer dann, wenn es ihm möglich war. Am Ende waren es 20 der insgesamt 30 Ärzteschachmeisterschaften, bei denen der Name Jens-Frieder Mükke in den Ergebnislisten vermerkt war. In der „Ewigen Tabelle“ der Ärzteschachmeisterschaften, die Dr. med. Branko Spasojevic in akribischer Arbeit erstellt hat, rangierte Jens-Frieder mit seiner bis dahin erspielten Gesamtpunktzahl vor dem 30. Turnier auf Platz 24 von insgesamt mehr als 700 Ärztinnen und Ärzten!
Dass Schach einen ganz hohen Stellenwert in seinem Leben hatte, war jedem klar, der das Glück hatte, ihn kennengelernt zu haben. So kann es nicht verwundern, dass der begeisterte und auch international renommierte Sammler von Schachuhren und Schachfiguren aus mehreren Jahrhunderten Spuren in der hiesigen Schachwelt hinterlassen hat. Und das trifft auch auf den Menschen Jens-Frieder Mükke zu, über den Dr. med. Helmut Pfleger, Arzt und Internationaler Schachgroßmeister sowie Gründer und Mentor der Schachmeisterschaften für Ärztinnen und Ärzte, sagt: „Bei Jens-Frieder beeindruckte mich immer seine Geradlinigkeit im Denken und Handeln und sein zutiefst in ihm verwurzelter Optimismus in allen Lebenslagen, der ihn gerade in der Zeit nach seinem schweren Verkehrsunfall vor vier Jahren immer nach vorn blicken ließ und die Fortschritte in seiner Genesung freudig begrüßte. Natürlich war ihm dabei seine Frau Ines, stetig und liebevoll an seiner Seite, eine unschätzbare Hilfe – als internistisch tätige Hausärztin konnte sie ihn obendrein auch fachlich begleiten.”
Aus vielen persönlichen Gesprächen am Rande der jüngsten Ärzteturniere weiß ich, dass Jens-Frieder neben seiner allgemeinen und beruflichen Rehabilitation nach dem äußerst schweren Verkehrsunfall seinen festen Willen und seine Kraft auch auf weitere Teilnahmen an den traditionellen Schachmeisterschaften für Ärztinnen und Ärzte gerichtet hatte. Und dieses Ziel konnte er glücklicherweise erreichen. Es war ihm nach der unfallbedingten Zwangspause noch viermal vergönnt, bei den Turnieren in Bad Homburg am Schachbrett zu sitzen – und trotz seiner schweren Beeinträchtigungen dreimal 6 Punkte und einmal 4,5 Punkte aus neun Runden zu holen. Auch die Jubiläumsmeisterschaft zum 30. Turnier war dabei.
Während der Partien am Schachbrett wirkte er auf mich irgendwie unverändert: still, konzentriert und immer wieder mal mit einem leisen und freundlichen Lächeln auf den Lippen.
Jens-Frieder Mükke starb plötzlich und unerwartet am 10. Juni 2022 im Alter von nur 57 Jahren. Wir alle werden ihn vermissen.
Josef Maus

Jens-Frieder Mükke
* 27 Mai 1965 # 10. Juni 2022