Zur Gegenfinanzierung ins Casino

Das 31. Deutsche Ärzteschachturnier vom 24. – 26. März 2023 in Bad Homburg

von Dr. Helmut Pfleger

Schon einmal habe ich den höchst ambivalenten Schachspieler Johann Wolfgang von Goethe mit seinen Worten aus dem Faust 2 zitiert: „Hat einer dreißig Jahr vorüber, so ist er schon so gut wie tot. Am besten wär’s, euch zeitig totzuschlagen.“
Aber noch lebt es, das Deutsche Ärzteschachturnier, auch in seinem 31. Jahr! Wohl zausten die Pandemiejahre mit all ihren Einschränkungen und Befürchtungen an ihm – zumal die logistische Unterstützung des Deutschen Ärzteblatts seit Langem weitestgehend ausfällt -, erreichte man nicht mehr die früheren durchschnittlichen Zahlen von 130-140 Teilnehmern, doch waren es heuer immerhin schon wieder 93 Ärzte. Da aber auch Ärzte nicht über das ewige Leben verfügen und unweigerlich durch Tod und Krankheit manche Älteren nicht mehr kommen, sollen künftig auch ZahnärztInnen und MedizinstudentInnen eingeladen werden. Mal schauen, ob der große Spielsaal in Bad Homburg dann überquillt?!

Bad Homburger Flair
In dieser Stadt, die schon bedeutende Schachturniere mit Kortschnoi, Larsen, Hort und vielen anderen sah. Wenn auch nicht mit Bobby Fischer, der hier aber immerhin, zusammen mit Lothar Schmid, an der Glücksspielatmosphäre im Casino schnupperte. Ähnlich übrigens wie in seinen Schachpartien recht besonnen. Und ganz anders als die russische Gräfin Sophie Kiseleff, der Dostojewski in seinem 1866 in Bad Homburg geschriebenen Roman Der Spieler ein Denkmal setzte. Doch die spielsüchtige Großmutter war gleichzeitig eine kluge Geschäftsfrau und kaufte Spielbank-Aktien, sodass sie trotz ihrer immensen Verluste auf der Gewinnerseite blieb, wovon drei ihrer Häuser in der nach ihr benannten Straße am Kurpark zeugen. Seit ein paar Jahren gehört die Spielbank der Stadt. Kein Wunder, dass der Oberbürgermeister Alexander Hetjes in einer seiner launigen Ansprachen beim Empfang schon einmal anregte, dass die Teilnehmer abends nach geschlagener Schachschlacht zur Entspannung das Casino aufsuchen mögen – quasi zur Gegenfinanzierung des immer von der Stadt spendierten köstlichen Buffets. Muss ich bei dieser Gelegenheit nochmals erwähnen, dass alle bisherigen Ärzteschachturniere immer an Kurorten (Baden-Baden, Wiesbaden, Bad Neuenahr, Bad Homburg) mit einem Casino stattfanden?! Zufall schaut anders aus. Die launische, aber keinesfalls naive Schachgöttin Caissa weiß wohl, wohin sie ihre Äskulapjünger schickt.

Der Auftakt
Leider war heuer erstmals das Schachehepaar Manfred und Monika Mädler nicht dabei und insofern gab es keinen Buchstand mit dem Büchlein So darfst du nicht Schach spielen von Snosko-Borowski oder den letzten Geheimnissen der Eröffnungstheorie. Ich selbst vermisste vor allem den mittelalterlichen Ladenhüter Der Arzt im Schachspiel, um den die Ärzte aus irgendwelchen Gründen seit jeher einen großen Bogen machen. Doch so sehr Monika und Manfred am Turnier hängen, die Mühsal des Unterfangens mit dem Transport all der Bücherkartons gab den Ausschlag. Wohl kann Manfred mit seinem Witz und einem Schachleben voller Anekdoten immer noch köstlich unterhalten, doch 88 Jahre sind auch ein Argument.
Gott sei Dank war aber der Begründer des Ärzteturniers (mit etwas Mithilfe durch mich) und ehemalige stellvertretende Chefredakteur des Deutschen Ärzteblatts, Josef Maus, ordnend und einteilend vor Ort. Wie immer prächtig unterstützt durch seine Frau Hilla, Tochter Katharina nebst Mann Christoph und drei Enkelkinder, die beim Herumwuseln unter Tischen und durch Beine schon mal die Atmosphäre des Turniers einsogen – ein nahtloser organisatorischer Übergang scheint gewährleistet.
Zur wohltuenden Atmosphäre und zum „same procedure as every year“ trug sicher auch das badische Dreigestirn mit Jürgen Damman als Turnierleiter und seinen Kompagnons Alexander Krauth und Reinhold Faißt bei. Die beiden Letzteren ertappte ich hin und wieder bei Blitzpartien gegeneinander, schließlich besteht das (Schach-) Leben nicht nur aus Organisieren. Meine Bemerkung, dass etliche Bretter in Flammen stünden und Streitfälle zu schlichten wären, ließ die beiden unbeeindruckt. Der internationale Schiedsrichter Jürgen Damman meinte gar: „Solange man sich nicht gegenseitig totschlägt, ist es uns egal!“ Wohl die Quintessenz eines Schiedsrichterdaseins. Freilich gab es – wieder einmal – keinen Grund zur Beunruhigung. Sagte nicht Horst Metzing, der jahrzehntelange Geschäftsführer des Deutschen Schachbunds und selbst Internationaler Schiedsrichter, einmal, dass die Deutsche Ärztemeisterschaft für ihn das schönste Turnier überhaupt sei?!
Wie jedes Jahr erhielten alle Teilnehmer schöne Gaben aus dem Füllhorn von ChessBase, der in Hamburg ansässigen, weltweit führenden Firma von (Schach-) Datenbanken und Programmen wie Fritz & Co., und diesmal auch mein Jubiläumsbuch 40 Jahre Schach im ZEITmagazin aus der Edition Olms. Immerhin ist es schon das neunte Buch mit einer Sammlung meiner Schachspalten in der ZEIT.
Zwar nicht umsonst, aber dennoch recht begehrt waren die Polo-Shirts mit dem Äskulap-König, die unser finnisch-deutscher Webmeister und Künstlerarzt in Personalunion, Dr. med. Jan Wähner, entworfen hatte. In den Schachfarben Weiß oder Schwarz und in allen Größen. Wenn Sie sich für nächstes Jahr eines sichern wollen, lassen Sie es ihn doch rechtzeitig wissen. Ich jedenfalls bin nun nicht nur stolzer Besitzer von zweien, sondern bekam sogar eine wunderbare Äskulap-König-Skulptur von ihm, die fortan ein mir viel bedeutendes Andenken in meinem Schachzimmer ist. Altwerden mit dem Turnier kann sich offenbar lohnen.

Nach der offiziellen Eröffnung am Freitagabend gab es also das reichhaltige, wie stets von der Stadt gespendete Buffet – besten Dank, Herr Oberbürgermeister Hetjes! -, um sich entsprechend gestärkt danach den 64 Feldern zuzuwenden. Selbstverständlich war an diesem Abend der Spruch „Plenus venter non studet libenter“ außer Kraft gesetzt.
Wie immer konnte man das Blitzturnier mitspielen, ein Uhren-Handicap gegen mich spielen oder beim normalen Simultan diesmal den illustren Molekularbiologen und Schachgroßmeister in Personalunion, Prof. Dr. Luca Shytaj, herausfordern.

Virologe und Schachgroßmeister
Auf ihn stieß ich auf der Webseite en.chessbase.com, als der Wissenschaftsphilosoph Frederic Friedel in der Pandemiezeit fragte: „Kann ein Schachgroßmeister die Welt retten?“ Freilich wies ihn just jener „Messias in spe“ lakonisch auf „Betteridge’s law“ hin, nach dem jede Überschrift mit einem Fragezeichen am Ende mit „Nein“ beantwortet werden könne. Schade – diese Weltrettung hätte dem Königlichen Spiel zusätzlichen Glanz verleihen können!
Der 1986 in Tirana geborene Luca Shytaj kam mit sechs mit seinen Eltern nach Italien und wurde 2007 italienischer Staatsbürger; entsprechend wurde er sowohl Albanischer als auch Italienischer Meister und vertrat bei den Schacholympiaden 2004 und 2006 Albanien sowie 2008 Italien. Doch vor allem ist er ein renommierter Virologe, der vier Jahre in Heidelberg sowohl zu HIV als auch zu Covid 19 forschte, dann als Gastprofessor nach Sao Paulo ging und seit Ende 2022 eine Forschungsgruppe im englischen Bristol leitet.
Die Kollegen waren von seiner Freundlichkeit und Zugewandtheit sehr angetan, wenn er in ausgezeichnetem (!) Deutsch von sich und seiner Forschung berichtete. Freilich auch beeindruckt von seinen schachlichen Fähigkeiten, als er „in Windeseile“ durch die Reihen seiner 17 Gegner schritt. Neben zwei Remisen musste er sich aber auch einmal geschlagen bekennen. Gegen Dr. med. Stefan Hehn aus Grünkraut (als Merkhilfe von diesem selbst: „wie Rotkohl“), der freilich nicht immer in der Abgeschiedenheit der schwäbischen Provinz praktizierte, sondern jahrelang als Schiffsarzt ein abenteuerliches Leben führte. Den Kampf der beiden Globetrotter entschied jedenfalls ein „Grünkrauter Qualitätsopfer“. Wie sagte doch schon Vlastimil Hort: „Die Ärzte spielen sähr stark!“

Das Turnier
Am stärksten war diesmal Dr. med. Oliver Bucur, der schon das Blitzturnier am Freitagabend und dann sogar noch die Deutsche Ärztemeisterschaft 2023 für sich entschied. Der aus Rumänien stammende Kollege machte seinem Namen wahrlich Ehre. „Bucur(ie)“ bedeutet Freude und die Hauptstadt Bukarest in ihrer rumänischen Form „Bucuresti“ „Du freust dich“.
(Anmerkung: Wenn es geht, wäre es schön, unter das „s“ in „Bucuresti“ ein Häkchen zu setzen.)
Natürlich konnten sich nicht alle Kollegen bei dem 9-rundigen Schnellschachturnier mit sechs Partien am Samstag und drei am Sonntag immer freuen, neben schönen Kombinationen gab es auch grobe Patzer mit entsprechender Frustration, so machte beispielsweise Dr. med. Eduard Schiebelbein in Gewinnstellung (!) zweimal einen falschen Zug und wurde deshalb „wägän Rägel“ (Vlastimil Hort) genullt. Aber insgesamt war es einmal mehr ein gelungenes Turnier.
Das bestätigten auch – in der Nachfolge von Frau Dr. med. Utta Recknagel, viele Jahre unbestrittene und allseits hochgeschätzte „Anführerin“ aller teilnehmenden Ärztinnen – die Nephrologin Dr. med. Andrea Huppertz und die Internistin Dr. med. Anna Küßner-Brochhagen, die sich beide gut schlugen und den Männern manches „Ich bekenne mich geschlagen“ abnötigten. Letztere wurde natürlich wie immer vom Sohn Friedrich – nach Friedrich Schiller benannt, den das Schachspiel bis in seine letzten Tage hinein begleitete und tröstete – unterstützt; gar nicht selten musste allerdings der ebenfalls schachliebende Vater Thomas jenen Klein-Friedrich, wenn diesem gerade nicht nach Kiebitzen bei der Mama war, wieder einfangen.
Nicht nur ich freute mich, den zweimaligen Sieger des Ärzteturniers und mehrmaligen Landesmeister von Mecklenburg-Vorpommern, Dr. med. Hannes Knuth, wiederzusehen. Nach einem schweren Verkehrsunfall, bei dem er auf dem Gehsteig (!) von einem Auto überfahren wurde, ist er natürlich in keiner Weise „der alte“, doch immer wieder blitzte sein grundsätzliches Schachverständnis auf. Seine Frau, ebenfalls Ärztin, las derweil das mich einst begeisternde Buch Nachtzug nach Lissabon von Pascal Mercier (ein Pseudonym für den Philosophieprofessor Peter Bieri) mit einigen Schachstellen, die den Autor als Kenner ausweisen.
Dr. med. Matias Jolowicz – das ist derjenige, auf den Josef Maus immer wettet und so seine Chefredakteursrente aufbessert, und der beim Einstieg in die niedersächsische Seniorenmannschaft freudig mit „Endlich wieder frisches Blut“ begrüßt wurde – erzählte von seiner Sammlung alter Schachbücher. Als er bei einer Auktion den „Selenus“ (unter dem Pseudonym Gustavus Selenus veröffentlichte Herzog August II. zu Braunschweig-Wolfenbüttel 1616 das erste deutsche Schachbuch Das Schach- oder Königspiel) erwarb, wurde das gleich dem Karl May-Verleger und Schachgroßmeister Lothar Schmid mit der größten privaten Sammlung von Schachbüchern weltweit mitgeteilt. Matias war also jetzt auch in diesem exquisiten, bibliophilen Kreis angekommen. Doch nicht immer scheint er in 400 Jahre alte Schachbücher zu schauen, jedenfalls schlug er sich mit sechs Punkten in den Stunden aktueller Bad Homburger Wahrheit sehr gut, Josef Maus kann getrost weiter auf ihn wetten.
Ein langjähriger Gast des Ärzteturniers ist Dr. med. Wael Omran. Mit einer „Einwanderer-Erfolgsgeschichte“. Seit 35 Jahren lebt der gebürtige Syrer in Deutschland und hat als Endokrinologe in Mainz eine florierende Praxis nebst Labor mit 15 Angestellten aufgebaut, zweimal im Jahr besucht er seine weitverzweigte Familie in der einst von Kreuzfahrern gegründeten Hafenstadt Tartus.
Nun aber genug des Redens, jetzt wird geschacht.

                        Kombinationsschlaglichter   

Dr. med. Robert Taayedi kam zwar mit seiner Familie, aber leider diesmal ohne seinen Dortmunder Kollegen Dr. med. Hubertus Draeger, der wacker auf die 90 zuschreitet. In der 8. Runde gelang ihm ein hübsches Matt gegen Dr. med. Friedemann Mack, der „natürlich“ wie immer vor Turnierbeginn mit seinem schwäbischen Kollegen Dr. med. Tomas Kunz die Gegend erwanderte. Von den Höhenzügen um die Kurstadt – schließlich heißt diese „Bad Homburg vor der Höhe“ – lässt sich schön auf diese hinabschauen.

                                       Diagramm 1

(wKh2, Dd2, Tb1, Tg1, Sd3, Ba2, b3, c2, d5, f2, g3, h4;
sKh8, De7, Te5, Tf4, Lg7, Ba7, b7, c7, f3, h6)

Mit welchem Schlag konnte Dr. Taayedi als Schwarzer in 2 Zügen mattsetzen?

                                       Diagramm 2

(wKh1, Df2, Ta1, Tf1, Lc1, Le2, Sb1, Sc2, Ba3, b4, c3, d4, e5, f4, g2, h2;
sKe8, Dd8, Ta8, Th8, Ld7, Le7, Sc6, Sf5, Ba6, b7, c4, d5, e6, f7, g5, h6)

Hier sind noch alle 32 Steine auf dem Brett. Mit welchem forschen Zug konnte Dr. med. Helmut Jacob, der nicht nur ein treuer Teilnehmer des Ärzteturniers ist, sondern auch mit seiner Frau im heimischen Ochtrup Schachgruppen leitet, als Weißer gegen Dr. med. Herwig Gerlach aus Berlin entscheidenden Vorteil erzielen?

                                     Diagramm 3

(wKg1, Dd2, Ta1, Tf1, Ld5, Lg5, Ba2, b2, f2, g3, h2;
sKg8, Db8, Ta7, Tf8, Ld6, Sf6, Ba6, b7, f7, g7, g6)

Mit welcher Zugsequenz konnte Dr. med. Thorsten Heedt als Weißer gegen seinen Porzer Vereinskollegen Dr. med. Kai Finke in dieser harmlos anmutenden Stellung schnell in entscheidenden Vorteil kommen und mit einem „klassischen Dame-Läufer-Matt“ (Heedt) abschließen? Beide vertraten die Farben dieses einst vielfachen Deutschen Mannschaftsmeisters mit 7 Punkten aus 9 Partien sehr gut, nach Wertung war Heedt Zweiter, Finke Fünfter.

                                     Diagramm 4

(wKg1, Dh7, Tc1, Tc2, Lg3, Sf3, Ba3, b4, d4, f2, g2, h2;
sKf7, Db7, Ta8, Tc8, Le7, Sd7, Sf6, Bb6, c5, e6, g7)

Wie konnte Dr. med. Teja Lensch aus Hamburg als Weißer nach einem vorherigen Springeropfer schnell gewinnen?

                                        Diagramm 5

(wKd2, De3, Tb4, Tg5, Ld3, Ba4, c2, c3, f4, h4;
sKh6, Df7, Te8, Tg8, Lc6, Ba6, b7, d5, e6, g6)

Prof. Dr. Johannes Dorst aus Marburg hatte gegen seinen Professorenkollegen Peter Krauseneck aus Bamberg „unvorsichtig“ Französisch gespielt. Schließlich ist dies auch dessen Leib- und Mageneröffnung, mit der er einst sogar den großen Viktor Kortschnoi anlässlich einer „Neuro-Woche“ in Bamberg beim Simultan als Einziger bezwingen konnte. Peters schwarzer König wanderte damals ins freie Feld und überlebte wundersam, ein solch gnädiges Schicksal war hier dem schließlich auf d6 landenden schwarzen König nicht beschieden. Mit welchem weißen Auf- und Durchbruch begann des Bamberger Neurologen herrliche Kombination?

                                Diagramm 6

(wKg1, Df3, Td1, Lc4, Ba2, b2, c3, e5, f2, g2, h3;
sKg8, De7, Ta8, Lc8, Le3, Ba7, b7, c7, f7, g7, g5)

Zum Abschluss dieses Kombinationsreigens ein schönes Matt von Prof. Dr. Werner Plötz gegen den Jungarzt Dr. med. Max Fritschka aus Berlin. Fast drei Jahrzehnte war Prof. Plötz beim Ärzteschachturnier nicht mehr gesehen, nachdem er beim 2. Turnier 1994 in Baden-Baden Fünfter wurde und als Preis zwei Aktien der Schweizer Bank Credit Suisse erhielt, diese aber (Gott sei Dank) schon längst verkauft hat. Tja, das war in der guten alten Zeit, als die Credit Suisse mit ihrem schachliebenden Generaldirektor Dr. William Wirth das Königliche Spiel noch großzügig unterstützte und aus den damals vollen Fleischtöpfen sogar etwas für uns (notleidenden) Ärzte abfiel. Der Grund der langen Abwesenheit war seine Tätigkeit als Ärztlicher Direktor des Krankenhauses der Barmherzigen Brüder in München, deutschlandweit renommiert als Zentrum für Knie- und Hüftgelenksendoprothetik, wobei er selbst über 15.000 Operationen durchführte. Besonders beeindruckte mich der Fall einer sehr guten Freundin, die sich jahrelang nur noch unter großen Schmerzen bewegte (sie wollte auf keinen Fall unters Messer) und nach der doppelten Hüftgelenks-Op. „in einem Aufwasch“ durch ihn schon seit Jahren wieder „wie ein Reh umherspringt“.
Aber jetzt endlich Schach. Schwarz hatte zuletzt einen weißen Läufer auf e3 geschlagen und natürlich das automatische Wiederschlagen erwartet. Doch es kam ganz anders, in 3 Zügen war er matt. Wie kam’s?

                                       Auflösungen

Diagramm 1:
Nach dem Turmopfer 1…Txh4+! 2.gxh4 Txh4 war es matt.

Diagramm 2:
Nach 1.g4! war der angegriffene Springer in unüberwindbaren Nöten. 1…Sh4 hätte ihn wegen der Mattdrohung auf f7 nach 2.fxg5 sofort verloren. Schwarz versuchte noch 1…Sg7, war aber nach 2.fxg5 0-0 3.gxh6 Se8 4.g5! auch verloren.

Diagramm 3:
Nach dem Abtausch 1.Lxf6 gxf6 2.Dh6! war der Einschlag auf g6 mit Schachgebot wegen der Fesselung des Bauern f7 nicht mehr zu vereiteln. Schwarz versuchte noch 2…Le5, „erlitt“ aber nach 3.Dxg6+ Kh8 4.Dh6+ Kg8 5.Le4! Te8 das berühmte „Dame-Läufer-Matt“: 6.Lh7+ Kh8 7.Lg6+ Kg8 8.Dh7+ Kf8 9.Dxf7 matt.

Diagramm 4:
Nach 1.Sg5+! Ke8 (1…Kf8 hätte das Leiden nur verlängert) 2.Dg6+ Kd8 (2…Kf8 3.Df7 matt) gab der Springer mit 3.Sxe6 matt.

Diagramm 5:
Auftakt war der Bauernvorstoß 1.f5!, der vor allem die latente Diagonale e3-h6 offenlegt. Nach 1…exf5 kam das Abzugs-Doppel-Schach 2.Th5+!! Nach dem Schlagen des Turms mit 2…Kxh5 wäre es durch 3.Dg5 matt gleich aus gewesen, also 2…Kg7. Doch nun folgte 3.Dh6+ Kf6 4.Txf5+! (der Bauer g6 ist gefesselt) Ke6 5.De3+ Kd6 6.Df4+ und im nächsten Zug wird die schwarze Dame „gratis“ verspeist.

Diagramm 6:
Weiß nahm nicht etwa mit 1.Dxe3 wieder, sondern setzte mit dem

Das Poster zum Turnier zum Gratis-Download

Das Poster zum Turnier zum Gratis-Download

Jede Tradition lebt vom Nachwuchs. So please spread the word- wir freuen uns auf Familien genauso wie auf Einzelkämpfer. Den Beruf und mindestens ein Hobby haben wir alle gemeinsam.

Das Poster darf gerne als Wandzierde oder Werbung ausgedruckt oder per Messenger verteilt werden. Formate: pdf und jpg, 1701 x 2551 pixels.

Einladung zur 31. Schachmeisterschaft für Ärztinnen und Ärzte

Einladung zur 31. Schachmeisterschaft für Ärztinnen und Ärzte

Liebe Kolleginnen und Kollegen, liebe Schachfreunde und -freundinnen,

Der Verein Medchess e.V. lädt zum 4. Mal als Veranstalter zur 31. Deutschen Ärztemeisterschaft im Schnell- und Blitz-Schach zum März 2023 wieder nach Bad Homburg v.d.H. ein, erneut unter der großzügigen Schirmherrschaft von Oberbürgermeister Alexander Hetjes.
Inzwischen sind viele große Schachturniere ohne „corona-bedingte Einschränkungen“ durchgeführt worden, ohne dass Infektionen am Schachbrett berichtet worden sind. Wir dürfen uns daher auf ein Turnier zu alten Bedingungen freuen, werden aber die allgemeinen Hygieneregeln hochhalten und bitten Sie um häufige Händedesinfektion und Abstand, wo möglich. Das bewährte Team mit GM Dr. Helmut Pfleger – zusammen mit Josef Maus die Seele unseres Turniers – , Hauptschiedsrichter Jürgen Dammann, Reinhold Faißt und dem Schachversand Mädler bleibt erhalten.
Wir dürfen dank Alexander Krauth als sehr große Hilfe wieder auf die logistische Unterstützung des Deutschen Ärzteblatts zählen. Ihm und Josef Maus verdanken wir auch die monatliche Durchführung unserer Ärzteblitzturniere.
Sie finden Satzung und Kontaktdaten der Vorstandsmitglieder des Vereins hier auf unserer Seite, wie auch die Einladung zur Mitgliederversammlung am 25.3.23 um 18.30 Uhr im Kurhaus-Saal mit Tagesordnung, welche letztere auch angefügt sind.


Der Ablauf ist wie gewohnt. Den Zeitplan des Hauptturniers finden Sie weiter unten.


Die Mitgliederversammlung des Vereins „ Medchess e.V.“ findet am Samstag um 18.30 Uhr im Spielsaal statt. Sie wird nicht länger als eine Stunde dauern, so dass der Abend frei bleibt.

Das Hotel Maritim und das Parkhotel unterstützen uns auch dieses mal mit günstigen Konditionen für Turnierteilnehmer und Angehörige. Weitere Informationen zur Hotelreservierung ebenfalls weiter unten.

Freitag 24.03.23
18:00 Uhr Registrierung zum Turnier
19:00 Uhr Empfang durch den Oberbürgermeister der Stadt Bad Homburg, Herrn Alexander Hetjes mit regionalem Buffet.
20:15 Uhr: Simultan und Blitzschach (3‘+2“)
Gegen 20:15 Uhr schließt sich das traditionelle Uhren- Handicap gegen Altmeister GM Dr. med. Helmut Pfleger und Simultanschach gegen Großmeister Professor Dr. Luca Shytaj, London an.

Prof. Shytaj ist in Albanien geboren, in Italien aufgewachsen, hat längere Zeit auch in Heidelberg gearbeitet und war 3 Jahre mit der besten deutschen Schachspielerin Elisabeth Pähtz verheiratet. Er ist Molekularbiologe mit bedeutsamen Arbeiten im Gebiet HI-Viren und SarsCov2 und hat es geschafft, neben seiner wissenschaftlichen Karriere auch die 3 nötigen Großmeisternormen zu erfüllen, eine davon 2016 in der deutschen Bundesliga und verkörpert so ideal die Kombination aus Medizin und Schach.

Prof. Shytaj wird bis Sonntag bleiben und am Samstag noch zu Gesprächen und ein paar Blitzpartien zur Verfügung stehen.

Alternativ und parallel dazu: unser beliebtes Blitzschachturnier, bei dem man sich bis in den späten Abend austoben kann.

Samstag 25.03.23

Samstag Nachmittag ist kein Rahmenprogramm vorgesehen.
18:30h Mitgliederversammlung Medchess e.V.

Sonntag 26.03.23
13:20h Siegerehrung. Seien Sie bitte rechtzeitig wieder im Spielsaal

Unsere beiden Turnierhotels unterstützen uns weiterhin großzügig und bieten auch dieses Jahr wieder Sonderkonditionen an, wofür wir uns bei Herrn Direktor Grunder vom Maritim-Hotel und der Familie Petry vom Parkhotel sehr herzlich bedanken. Im Gegenzug sollten auch wir beide Hotels unterstützen. Zur Hotelreservierung


Ihr Organisationsteam:
Prof. Peter Krauseneck, Josef Maus für „Medchess e.V.“
Hauptschiedsrichter Jürgen Dammann
Turnierleitung Alexander Krauth, Reinhold Faißt
Schachhaus Mädler Dresden https://www.schachhaus-maedler.de/

Zeitplan des Hauptturniers

Es werden insgesamt neun Runden an zwei Tagen gespielt. Die Bedenkzeit beträgt pro Spieler und Partie 25 Minuten plus 5 sec pro Zug. Daraus ergibt sich folgender Zeitplan für die Meisterschaft (Änderungen an den Turniertagen vorbehalten):


Samstag, 25. März 2023
09.00 Uhr – 09.20 Uhr ………………….. Begrüßung und Auslosung
09.30 Uhr – 10.30 Uhr ………………………………………….. 1. Runde
10.45 Uhr – 11.45 Uhr ………………………………………….. 2. Runde
12.00 Uhr – 13.00 Uhr ………………………………………….. 3. Runde


Mittagspause


14.30 Uhr – 15.30 Uhr ………………………………………….. 4. Runde
15.45 Uhr – 16.45 Uhr ………………………………………….. 5. Runde
17.00 Uhr – 18.00 Uhr ………………………………………….. 6. Runde
18.30 Uhr Mitgliederversammlung „Medchess e.V.“


Sonntag, 26. März 2023
09.30 Uhr – 10.30 Uhr ………………………………………….. 7. Runde
10.45 Uhr – 11.45 Uhr ………………………………………….. 8. Runde
12.00 Uhr – 13.00 Uhr ………………………………………….. 9. Runde

Hotelreservierung


Zimmerkontingente zu Sonderkonditionen stehen in folgenden Hotels zur Verfügung:


Maritim Hotel Bad Homburg
Ludwigstraße 3
61348 Bad Homburg v.d.Höhe
Telefon: 06172 660-138
Telefax: 06172 660-100
Mail: reservierung.hom@maritim.de
 Einzelzimmer mit Bad/WC zum Tagespreis von 115 Euro pro Zimmer
 Doppelzimmer mit Bad/WC zum Tagespreis von 140 Euro pro Zimmer


Parkhotel Bad Homburg
Kaiser-Friedrich-Promenade 53-55
61348 Bad Homburg v.d.Höhe
Telefon: 06172 / 801-0
Telefax: 06172 / 801-400
Mail: info@parkhotel-bad-homburg.de
➮L1 Einzelzimmer mit Bad/WC zum Tagespreis von 99 Euro pro Zimmer
➮L1 Doppelzimmer mit Bad/WC zum Tagespreis von 139 Euro pro Zimmer


Die aufgeführten Zimmerpreise verstehen sich jeweils einschließlich Mehrwertsteuer und Frühstück, zuzüglich einer Kurabgabe im Einzelzimmer von 3,10 Euro und im Doppelzimmer von 5,40 Euro pro Nacht.
Bitte beziehen Sie sich bei der Reservierung auf die Schachmeisterschaft, da Sie nur dann den günstigen Sonderpreis in Anspruch nehmen können. Außerdem bitten wir Sie, die Zimmerreservierungen so früh wie möglich vorzunehmen.

Einladung zur 4. Ordentlichen Mitgliederversammlung

am Samstag den
25.3.2023 um 18.30 Uhr im Großen Saal des Kurhauses, Louisenstr. 58,
61348 Bad Homburg v.d.H.
Tagesordnung

  1. Feststellung der ordnungsgemäßen Einladung und
    der Beschlussfähigkeit
  2. Bericht des 1. Vorsitzenden Prof. Peter Krauseneck
  3. Bericht des 2. Vorsitzenden Dr. Joachim Hofstetter
  4. Bericht des Schatzmeisters Jürgen Dammann
  5. Bericht der Schriftführerin Monika Mädler
  6. Bericht Pressewart und Webmaster Dr. Jan Wähner
  7. Entlastung des Vorstandes
  8. Neuwahl des Vorstandes
  9. Verschiedenes -Anregungen – nächster Austragungsort
    Bamberg, den 03.Januar 2023
    1.Vorsitzender
Die ZEIT im Interview mit Helmut Pfleger

Die ZEIT im Interview mit Helmut Pfleger

Ein Gastbetrag mit freundlicher Erlaubnis der ZEIT.

Von MICHAEL ALLMAIER

Fotos JULIAN BAUMANN

Er kommt pünktlich, fast überpünktlich. So, wie man das (übrigens oft zu Unrecht) von einem Schachspieler erwartet. Und er hat tatsächlich einen Motiv-Pulli an – weiße Schachfiguren auf schwarzem Hintergrund. Helmut Pfleger, seit vierzig Jahren Schachkolumnist im ZEITmagazin. Schon sein halbes Leben berichtet er hier aus der Welt seines Sports. Nun soll er mal von sich erzählen, der Großmeister, Ex-Nationalspieler, Arzt, Therapeut, Moderator, Autor. Der »Tausendsassa«, das wäre wohl so ein Helmut-Pfleger- Wort. Nur dass er nie von sich selbst so spräche; er ist ein bescheidener, ausgesucht höflicher Mann von 79 Jahren. Statt den Interviewer zu sich nach München zu bestellen, schaut er in der Redaktion vorbei – ein bisschen scheu, wie ein Nachwuchsautor, der sich vorstellen möchte. Doch wenn er mal ins Erzählen kommt, wird es ihm warm im Pullover. Ob er ablegen dürfe? Das Hemd hat kein Schachbrettmuster, kariert ist es allerdings schon. 

Herr Pfleger, Sie waren für mich immer der Mann mit dem Teufelsrappen, der tapferen Mähre, dem galoppierenden Ross. Wer im Westdeutschland der Achtzigerjahre Schach gespielt hat, der kannte Sie. Und der wusste auch, dass bei Ihnen ein Springer nie bloß ein Springer war. Sie fanden immer die farbigsten Bilder für diesen schwarz-weißen Sport. 

Ich hoffe zumindest, dass dieser Teufelsrappe, von dem ich sprach, ein schwarzer Springer war. Es stimmt: Ich habe immer gern mit Metaphern gearbeitet. Und ich kann mir vorstellen, dass Leute davon genervt waren. Aber Sie müssen bedenken, wie populär Schach vor vierzig Jahren war. Eine Übertragung im dritten Programm konnte schon mal eine Million Zuschauer erreichen. Manche von denen kannten wahrscheinlich gerade mal die Züge. Auch denen wollte ich vermitteln, was gerade Spannendes passierte auf dem Brett. 

Woher kam dieser Schach-Boom damals? 

Schach hatte eine enorme politische Brisanz. Begonnen hatte das in den Siebzigern. Die Weltmeisterschaft Fischer – Spasski: USA gegen Sowjetunion. Dann Karpow – Kortschnoi: der sowjetische linientreue Kommunist gegen den Dissidenten. Ich weiß noch, wie Kortschnoi damals sagte, er höre in Karpows Tasche die Ketten rasseln. 

Welche Ketten? 

Die Ketten, mit denen seine Frau in Russland festgehalten wurde. Viktor Kortschnoi war kein Mann, der Menschen etwas nachsah. Zum Glück kam ich immer gut mit ihm aus. In den Achtzigern folgte auf ihn dann Kasparow als der junge Rebell, der aufbegehrt. So setzte sich das bis zur Wende fort. 

Die Bundesrepublik hatte damals selbst einen Weltklassespieler. Ja, Robert Hübner, der 1980 beinahe um den Titel gespielt hätte und es sich tragisch verdarb. Er hat in einer entscheidenden Partie eine simple Springergabel übersehen. 

Hübner war nicht gerade der Boris Becker des deutschen Schachs.

Nein, wirklich nicht. Ein hochgebildeter, unglaublich wortgewandter, aber etwas schwieriger Mann, der sich dem Rummel um ihn komplett verweigert hat. 

In dieses Vakuum traten dann Sie mit Ihren Kolumnen und Fernsehauftritten – als das Gesicht des bundesdeutschen Schachs. 

Ja, vielleicht war das meine Rolle. Ich war der Umgängliche, der Vermittler, der mit dem Teufelsrappen. So ein Wort wäre dem Hübner nie über die Lippen gegangen. 

Als Sie im Herbst 1982 Ihre erste Spalte im ZEITmagazin schrieben, waren Sie selbst einer der stärksten deutschen Spieler. Sie hätten eine eigene Glanzpartie zeigen können; stattdessen porträtierten Sie eine damals wenig bekannte 19-jährige Schwedin, die bei einem Turnier in London fast gegen Kortschnoi gewonnen hätte, unter der Überschrift »Furchtlose Pia«. War das ein Statement zu einer Zeit, als viele glaubten, Frauen hätten für Schach die falschen Gene? 

Ehrlich gesagt weiß ich das nicht mehr. Ich kannte Pia Cramling schon eine Weile, seit 1978 in Buenos Aires; und ich mochte, wie angenehm und bescheiden sie war. Das geht mir bis heute mit meiner Kolumne so: Ich schreibe öfter über Leute, die mir sympathisch sind. Und mit Pia Cramling habe ich richtiggelegen. Sie wurde eine der besten Frauen im Schach und spielt noch heute sehr stark. 

Ich habe mir Ihr Debüt bei uns eben noch angeschaut. Es ist schon sehr Helmut Pfleger. Mit »Angriffswirbel« und »Pferdebraten« und Cramlings »schlauem Köpfchen«, das beinahe obsiegt. 

»Schlaues Köpfchen«? Ogottogott. Das ist wirklich lange her. 

Der Mauerfall war eine große Sache aus der Sicht eines Schachamateurs. Vorher dachte man vielleicht noch, man könnte spielen. Nun saßen einem selbst in der Bezirksliga Meister aus Bela- rus oder Usbekistan gegenüber, die unendlich viel besser waren. Schach war Nationalsport in der UdSSR, viel beliebter als etwa Fußball. Großmeister bekamen ein Gehalt vom Staat. Und nachdem sie dann ausreisen durften, kamen etliche nach Westen. Damals gab es hier einen Spitzenspieler, der eine Russenquote verlangte, damit nicht alle deutschen Trophäen irgendwo im Osten verschwanden. 

Ein Schach-Patriot? 

Nein, der kam selber aus Russland, nur schon lange vor der Wende. 

Sie spielten damals für Bamberg in der Bundesliga. 

Auch da wehte bald ein anderer Wind. Wir haben mal gegen Duisburg gespielt, da war mein Gegner der spätere Weltmeister Alexander Khalifman. Ich habe sogar gewonnen. Aber für den war das natürlich ein Ausrutscher. 

Sie waren immer stolz darauf, dass Sie als Amateur so weit gekommen sind. 

Nicht nur ich. Die westdeutschen Großmeister zu meiner Zeit waren Richter, Verleger, Computerspezialisten… Robert Hübner war Altphilologe, ich Arzt. Heute wäre das undenkbar. Da sind an der Spitze nur Profis. 

Ist das nicht ein Elend für Sie als Kolumnisten? Früher ließen sich Spitzensportler auf einer Trage ans Brett rollen, spuckten auf einen Regierungserlass oder schnitten Grimassen wie die Psychos aus Horrorfilmen. Heute herrschen die netten Nerds. 

Die Spieler von heute sind ruhiger, vernünftiger, vielleicht sogar netter – und bestimmt einseitiger geworden. Aber es gibt immer noch eine Menge Charaktere. 

Von Schachspielern glaubt man gerne, sie seien besonders schlau. Sie haben als Psychologe in diese Richtung geforscht. 

Dass Schach Menschen klüger macht, kann ich nicht belegen. Man muss wohl schon etwas mitbringen, um dieses Spiel zu mögen. Aber anscheinend hilft es dabei, den Verstand wachzuhalten, wenn man älter wird. Mein Proband dafür war Viktor Kortschnoi, der noch mit 80 Jahren, bis kurz vor seinem Tod, ein erstklassiger Spieler war. 

Ich hatte vor, Sie zu fragen, ob Schachspieler Wahrheitssucher sind. Nur weisen die Nachrichten gerade in eine andere Richtung. 

Meinen Sie Hans Moke Niemann (den 19-jährigen amerikanischen Großmeister, der gerade Partien gewinnt, wie es sonst nur Computer können, Anm. d. Red.)? Ich hatte von dem kaum gehört, bis die Betrugsvorwürfe kamen. Geschwindelt wurde immer im Schach: erst mit dem Taschenbrett auf der Toilette, wo man die Züge nachspielte, dann dank der Technik immer raffinierter. Verhindern kann man so etwas nicht. Und ihm wurde nichts nachgewiesen. 

Ich dachte eher an Sergej Karjakin, der vor sechs Jahren um den Weltmeistertitel spielte und nun für viele Turniere gesperrt ist, weil er als Russe Propaganda für Putin macht … 

… anders als viele russische Spieler, die gegen den Krieg pro- testieren. Es ist unsäglich, was Karjakin für einen Mist verzapft hat. Aber wie ich ihn einschätze, glaubt er, was er sagt. Ein naiver junger Mann, im Privaten sicher ein netter Kerl. Und einer, der bestimmt nie beim Schach betrügen würde. 

Darf ich Ihnen ein letztes Mal mit einem Helmut-Pfleger-Wort kommen? 

(höfliches Schweigen) 

»Herrlich«, damit beschreiben Sie die Züge, die man in Ihren Rätseln finden soll. »Wunderbar« ist auch so ein Wort. Oder »prächtig«. 

Sie haben über 2000 Schachkolumnen für uns geschrieben. Das macht gute 30 für jedes Feld. 

Ja, mich begeistert das immer noch, wenn sich eins ins andere fügt. Eine zwingende Logik, die zuerst überrascht. Und wenn man sie dann verstanden hat, ist alles richtig und gut. 

Ich habe mir einen Trick ausgedacht, um Ihre Aufgaben zu lösen. Ich probiere als Erstes den Zug, der am meisten Material verliert.

Ich hatte mal einen Leser, einen starken Spieler, der meine Texte mochte. Nur die Aufgaben passten ihm gar nicht. 

Dass man da immer die Dame opfert, war ihm zu vulgär. Aber ich sehe es an den Einsendungen: Die Rätsel sind schon zu schwer. 

Stimmt es, dass ein besonders treuer Leser Ihnen über Jahre seine Lösungen in der Form von Aquarellen geschickt hat? 

Ja, ich habe mittlerweile eine stolze Sammlung davon. 

Und hat er immer das richtige Opfer gefunden? 

Das war ein so netter Mann. Und so ein aufrichtiges Bemühen. Leider lag er fast immer daneben. 

Valokulta präsentiert: Der Schachbrettkalender 2023

Valokulta präsentiert: Der Schachbrettkalender 2023

Das Aerzteschachturnier von Freitag Abend bis Sonntag Mittag ist bereits vermerkt.

Liebe Schachfreunde, das finnische Alter Ego eures Webmasters hat einen Schachkalender der etwas anderen Art geschaffen. Dem Schachbrett nachempfunden sind sowohl die Kalenderbilder als auch die Kalenderseiten quadratisch und letztere sogar komplett als Schachbrett gestaltet, was einiges an Tüftelei erforderte: Wie bekommt man 7 Wochentage in ein 8×8 Quadrat, ohne die Orientierung zu verlieren? Es gibt eine deutsche und eine internationale Version des ganzen, jew. mit oder ohne Bildseiten.

Die Seite öffnet in einem neuen Tab; es ist eine sichere https-Verbindung.

A4-Druck und Zuschnitt auf Quadrat, größere Größen sind bei 5000px² kein Problem

Neue Schachspalte im ZEIT-Magazin erschienen

Sehr geehrte Damen und Herren, liebe Schachfreunde,

in seiner neuesten Schachspalte  im ZEIT-MAGAZIN erinnert Dr. med. Helmut Pfleger an die Anfänge der langjährigen Schachfreundschaft zwischen dem Naumburger Schachclub von Jens-Frieder Mükke und dem Starnberger SC von Dr. med. Ulrich Fincke. Die beiden Clubs, deren Protagonisten sich auf der Schachmeisterschaft für Ärztinnen und Ärzte kennengelernt und befreundet hatten, trafen sich jährlich wechselnd in Naumburg und Starnberg zu spannenden Turnieren. Bislang fand das Treffen 20 Mal statt.

Jens-Frieder Mükke war am 10. Juni dieses Jahres plötzlich verstorben – ein bis heute tief sitzender Schock für seine vielen Schachfreunde, allen voran für Dr. med. Ulrich Fincke. Helmut Pfleger greift bei seiner aktuellen Schachaufgabe auf eine Partie von Jens-Frieder Mückke beim Ärzteturnier 2009 zurück und fragt: „Wie eroberte er als Weißer am Zug zwangsläufig die schwarze Dame?“
 
Und hier der Link zum Beitrag von Dr. Helmut Pfleger:

https://www.zeit.de/zeit-magazin/2022/41/schach

Herzliche Grüße

Ihr Ärzteschach-Team